Ich war 27, als mein Mann (37) am 22.2.2022 einen schweren Schlaganfall erlitt. Wir haben zwei Kinder die zu diesem Zeitpunkt 4- und 1-jährig waren.
Als ich von der Ärztin per Telefon erfahren habe, was meinem Mann passiert ist, ist meine ganze Welt zusammen gebrochen. Es fühlte sich an, als ob der ganze Boden unter meinen Füssen wegzieht. Ich war unter Schock, dass dies so plötzlich kommen kann und dann noch in diesem jungen Alter. Als die ersten Tränen weggewischt waren, musste ich mich bereits wieder um unsere Kinder kümmern, denn diese hatten ja trotzdem Hunger und ihre Bedürfnisse mussten gestillt werden. Für mich war das definitiv eine Zeit, wo ich einfach funktionieren musste. Einerseits passierte das Schlimmste meines Lebens und andererseits ging das Leben weiter. Der Adrenalinkick half mir zum weiter machen.
Schlimm war auch, dass ich nie wusste, wie lange mein Mann weg bleiben wird, wie lange geht der Heilungsprozess, wird er im Rollstuhl bleiben, usw.
Niemand konnte mir eine klare Diagnose vom Verlauf sagen, da man es einfach nicht wusste. Dies war sehr speziell und schwierig!
Ich habe gewusst, dass er im Spital und in der Reha sehr gut aufgehoben ist. Deshalb habe ich mich dort klar rausgenommen und war bei den Terminen und Therapien nicht dabei. Da dies zeitlich nicht gegangen wäre.
Mir war es sehr wichtig, dass die Kinder in ihrem normalen Umfeld und Alltag sein können. Sie hatten ja nur noch mich als Mami, also musste und wollte ich für sie da sein. Klar war es für mich sehr schwierig nebst den Kindern, dem Haushalt, der Arbeit auch noch die täglichen Besuche im Spital und Reha reinzubringen, aber es ging alles. Die Kinder und das «weiter machen müssen» gaben mir extrem viel Kraft.
Ich habe bewusst ganz fest auf mich selbst gehört und das gemacht, was für meine Kinder und mich gestimmt hat.
Auch wenn das von meinem Umfeld nicht immer verstanden wurde, weshalb ich die Kinder nicht mehr abgebe oder ich keine Haushaltshilfe wollte.
Zwei Jahre später bin ich mega dankbar und auch sehr stolz auf mich, habe ich dies alles so durch gezogen.
Unseren Kindern gehr es gut und sie sind gut durch diese Zeit gekommen.
Was mir auch sehr half, war dass ich ein sehr gutes Umfeld habe, wo ich wusste, dass ich immer jemanden habe, falls ich einmal etwas brauche. Das gab mir einen sehr guten Boden.
Als mein Mann nach einem halben Jahr wieder nach Hause kam, war ich sehr froh, konnte ich mich an Fragile wenden, mit Fragen wo ich Hilfe/Tipps brauchte.
Leider werden wir Angegörige nicht wirklich gut auf das vorbereitet, was da auf uns zu kommt und was die Hirnverletzung im Alltag heisst.
Ich denke, dass dies sehr wichtig wäre, dass wir nach dem Schicksalsschlag auf diese kommende Zeit vorbereitet werden.
Damit wir die Betroffenen auch besser verstehen.
Leider musste ich mich von meinem Mann ende Okt. 2023 trennen, da ich die Wesensveränderung nicht mehr aushielt. Wir haben zwar diese Zeit gut gemeistert, aber haben uns leider danach nicht mehr gefunden.
Auch wenn es sehr schade ist, geht es nun viel besser und es war auch wichtig als Schutz für unsere Kinder.