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Wenn Menschen glauben, ich simuliere nur

Unsichtbare Folgen sind nur schwer nachvollziehbar. Wie geht man damit um?

Unsichtbare Folgen sind nur schwer nachvollziehbar. Wie geht man damit um?

Fanny Schlegel

Bild: Fanny Schlegel

Je länger die Hirnverletzung zurückliegt, desto weniger wird Betroffenen Glauben geschenkt, dass sie immer noch an deren Folgen leiden. Viele dieser Folgen sind unsichtbar und deshalb oft schwierig nachvollziehbar. Was Betroffenen in dieser Situation hilft und was das Umfeld tun kann, um sie zu unterstützen, erzählt unsere Sozialberaterin Fanny Schlegel.

Vielfältig sind nicht nur die Folgen einer Hirnverletzung, die sich auf den Körper der betroffenen Person beziehen, sondern auch die daraus entstehenden Veränderungen im sozialen Umfeld. Unsichtbare Behinderungen können beim Umfeld Unglauben, Unverständnis oder gar Misstrauen auslösen. Dies kann von erhöhter Kontrolle, fehlender Empathie, Stresssituationen, Streit, bis hin zu aggressivem verbalen oder physischen Verhalten führen. Im Berufsalltag können Mobbingsituationen entstehen und im schlimmsten Fall kommt es zu einer Kündigung. Betroffene fühlen sich nicht ernst genommen, weshalb Gefühle der Ohnmacht auftreten können. Oft fühlen sich Betroffene dann in unserer Leistungsgesellschaft wertlos. Dieser schwindende Selbstwert auf allen Ebenen kann auch zu Depression führen.

Den negativen Gefühlen entgegenwirken

Betroffenen hilft es oft, wenn sie merken, dass sie mit ihren Empfindungen nicht allein sind. Aus diesem Grund ist ein Austausch mit anderen Betroffenen eine gute Prozessbegleitung – zum Beispiel in den Selbsthilfegruppen der Regionalvereinigungen von FRAGILE Suisse oder in einer Peer-to-Peer-Beratung. Einen Erlebnisbericht in den Informationsbroschüren von FRAGILE Suissse zu lesen, kann ebenfalls unterstützend wirken.

Manchmal ist eine intensivere Hilfe, wie zum Beispiel eine psychosoziale Beratung bei FRAGILE Suisse oder eine therapeutische Begleitung durch eine Fachperson, notwendig. So können betroffene Personen ihre Emotionen verarbeiten und einen guten Umgang damit finden. Selbstakzeptanz ist hilfreich, um auch nach aussen hin klarer aufzutreten und über eigene Defizite kommunizieren zu können.

Auch andere Formen der Therapie oder Beschäftigung, wie Malen, Zeichnen, Bewegung oder geselliges Zusammensein mit anderen Betroffenen können helfen. Viele Betroffene schätzen deshalb das Kursangebot von FRAGILE Suisse und ihrer Regionalvereinigungen.

Eine offene Gesprächskultur am Arbeitsplatz kann den Betroffenen helfen, ihre Gefühle mitzuteilen. Dies wiederum fördert das Verständnis für Grenzen bei der Arbeitsqualität oder der Menge an Arbeit, die die betroffene Person erledigen kann.

Ist Aufklärung Sache der Betroffenen?

Betroffene als Expertinnen und Experten ihrer Situation besitzen das nötige Wissen, um ihre Möglichkeiten und Grenzen einschätzen zu können. Wer sollte sie ernst nehmen und für sie einstehen, wenn nicht sie selbst?

Trotzdem ist für Betroffene die Hürde oft hoch, das Thema zuerst anzusprechen. Häufig wird einer einzelnen Stimme leider nicht immer Glauben geschenkt. Hier können Broschüren mit Fachliteratur oder Anleitungen zum Umgang mit der Hirnverletzung im Alltag weiterhelfen. Betroffene benötigen ausserdem oft – gerade zum Beispiel bei Aphasie – «Übersetzerinnen», die ihre Anliegen formulieren, ergänzen und zwischen verschiedenen Akteuren vermitteln können. Solche «Übersetzerinnen und Übersetzer» sind oft Familienmitglieder oder andere nahestehende Personen.

Was das Umfeld für Betroffene tun kann

Betroffene benötigen Zeit und Aufmerksamkeit. Manchmal sind sie aber auch froh, wenn man sie bei der Hand nimmt und sie schrittweise in alte Situationen zurückführt und sie dabei begleitet. Denn dies ist oft ein grosser Stressfaktor. Die Situation erfordert viel Flexibilität der Betroffenen, aber vor allem auch von ihrem Umfeld. Das Zuhören ist ebenso ein relevanter Faktor. Es braucht Neugier für die veränderte Situation und Feingefühl für die Stimmungen der Betroffenen und den Umgang damit. Die Veränderung der Persönlichkeit oder Fähigkeiten kann für Betroffene einem Abschieds- und damit Trauerprozess gleichkommen. Dementsprechend sollte das Umfeld auch darauf reagieren, und sich bei Bedarf Unterstützung bei Fachpersonen holen.

Es ist völlig normal, mit den Veränderungen nicht auf Anhieb klar zu kommen und Hilfe zu benötigen. Dies kann entweder als Angehörigenberatung erfolgen, oder auch eine Prozessbegleitung, zum Beispiel im Sinne einer Psychotherapie, erfordern.

Bei uns können Sie sich Hilfe holen

FRAGILE Suisse bietet zahlreiche Angebote, die Ihnen auf diesem schwierigen Weg Unterstützung geben können. Zum Beispiel:

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