Unter dem medizinischen Fachbegriff Hemiplegie versteht man die vollständige Lähmung einer Körperhälfte. Umgangssprachlich wird die Hemiplegie deshalb auch als Halbseitenlähmung bezeichnet. Bei einer solchen vollständigen Halbseitenlähmung sind die Berührungsempfindungen auf der entsprechenden Seite herabgesetzt oder aufgehoben und oft ist auch die Gesichts- und Zungenmuskulatur der betroffenen Seite gelähmt.
Eine Hemiplegie kann sich in einer schlaffen oder in einer sogenannten spastischen Lähmung äussern. Bei der schlaffen Lähmung hängt die betroffene Extremität spannungslos herab, während es bei einer spastischen Lähmung zu einer Anspannung und Verkrampfung der Muskulatur der betroffenen Extremität kommt. Bei der Hemiparese hingegen kommt es zu einer unvollständigen Halbseitenlähmung, bei der nur einzelne Muskelgruppen wie die Muskulatur eines Arms oder eines Beins von der Lähmung betroffen sind.
Symptom bei Hirnverletzungen
Hemiplegie und Hemiparese sind keine eigenständigen Erkrankungen, sondern ein Symptom, das bei verschiedenen Erkrankungen, die das Gehirn schädigen, auftreten kann. Sehr häufige Ursachen für eine Hemiplegie oder Hemiparese sind Schlaganfälle oder Hirnblutungen. Die Schädigungen des Gehirns liegen in der Regel auf jener Seite im Kopf, die der Lähmung gegenüberliegt. So tritt eine Hemiplegie oder Hemiparese der linken Körperhälfte meistens dann auf, wenn Nervenzellen der rechten Gehirnhälfte beschädigt wurden und umgekehrt. Nur bei Schäden in den untersten Anteilen des Gehirns (Hirnstamm, verlängertes Rückenmark) kann die Lähmung auch auf derselben Seite auftreten.
Laut Colette Carroz, Leiterin Ergotherapie, Universitäre Akut-Neurorehabilitation Inselspital Bern, ist es sehr wichtig, dass man innerhalb der ersten 24 Stunden nach dem Schlaganfall mit der Therapie anfängt. «Ob sich die Hemiplegie zurückbilden wird, ist aber schwer vor auszusagen.» Zuerst wird durch die Therapeuten erfasst, welche Bewegungsmöglichkeiten erhalten geblieben sind, dann beginnt die individuelle Therapie. «Gleichzeitig hat die Vermeidung von Folgeschäden, die durch die reduzierte Möglichkeit, sich zu bewegen, entstehen können, hohe Priorität», sagt Colette Carroz. Auch wichtig sei, auf andere Folgen des Schlaganfalls wie kognitive oder visuelle Einschränkungen zu achten, um diese entsprechend in den Therapien berücksichtigen zu können.
Die Rehabilitation von Personen nach einem Schlaganfall wird von einem interprofessionellen Team begleitet. Dazu gehören Ärzte, Ergotherapie, Logopädie, Neuropsychologie, Pflege, Physiotherapie und Sozialberatung. «In den individuellen und oft dichten Therapieplänen ist es wichtig, Pausen und Erholung einzuplanen.» Die stationäre Rehabilitation könne man mit einem Trainingslager vergleichen, sagt Carroz.
Fortschritte sind unterschiedlich
Für das langfristige Ziel der Selbständigkeit im Alltag ist der Einsatz der Bewegungen in bedeutungsvollen und zweckdienlichen Aktivitäten des täglichen Lebens, Aktivitäten, die für die betroffene Person wichtig sind wie wieder selber Zähne putzen oder selber Bus zu fahren, elementar.
Eine wichtige Rolle während der Therapie spielen auch die Angehörigen. Sie kennen den Betroffenen und begleiten ihn während der Rehabilitation und darüber hinaus. Wie Colette Carroz sagt, ist die Ungewissheit bezüglich der Erholungsprognose für die Betroffenen und die Angehörigen eine Belastung. «Die Fortschritte nach einem Schlaganfall sind sehr unterschiedlich und daher ist der Vergleich mit anderen Betroffenen schwierig.» Wichtig zu erwähnen sei allerdings, dass eine deutliche Mehrheit von Betroffenen sehr motiviert für die Rehabilitation sei und einen langen Atem habe.
Wie leben Betroffene mit einer Hemiplegie?
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