Wage einen Neuanfang

Erfahrungsbericht von Heidi V.

Erfahrungsbericht von Heidi V.

Mit sieben Jahren verunglückte ich sehr schwer und lag danach sieben Wochen im Koma. An den Unfall erinnerte ich mich nie, doch das war sicher gut so. Ich musste fast alles wie­der lernen: Die Kanüle war schuld, dass ich nicht sprechen konnte. Als ich aufgefordert wurde zu lachen, verzog ich beim Versuch das Gesicht, weil ich auch Lachen nicht mehr konnte (Mutter erschrak, die Physiotherapeutin flippte vor Freude fast aus und sagte, es sei gut, wenn ich auf einen Befehl reagiere und ihn ausführen wolle).

Natürlich konnte ich nicht mehr gehen, doch dank der Physiotherapie machte ich schon bald wieder erste Schritte. Ich hatte Angst gehabt, dass ich es nie mehr lerne. Dank der Ergotherapie zitterte meine Hand immer weniger. Ich wollte unbedingt so schnell wie möglich nach Hause und sah nicht ein, warum ich im Spital sein musste, ich war so unvernünftig. Aber mein Kindesalter hatte auch grosse Vorteile: Ich hatte beispielsweise noch keine Pläne gehabt, die zerstört wor­den waren. Den Traum einer Sportlerkarriere konnte ich nicht nur wegen des Unfalls nicht realisieren; später nahm auch die Vernunft überhand.

Eigentlich war der Neuanfang nur klein, weil ich erst siebenjährig war. Bis Ende der Schulzeit durfte ich normal aufwachsen. Die Ausbildung absolvierte ich in einem Schulungsheim und verbrachte acht Jahre in die­ser Institution. Dann verliess ich sie mit einem lachenden und einem weinenden Auge und wagte einen Neuanfang in meiner Heimat. Dies war unter anderem für meinen Körper sehr gut.

Man sollte die Erwartungen nicht zu hochstecken, auch kleine Fortschritte beachten und sich darüber freuen. Und auch einen Neuanfang wagen, wenn man mit dem Alten noch zufrieden war.

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