Viele Menschen, die von einer Hirnverletzung betroffen sind, leiden unter Langzeitfolgen wie Konzentrationsschwierigkeiten und Erschöpfung. In diesem Fall kann eine Reizüberflutung, sei es visueller, auditiver oder taktiler Art, zu einer Überlastung der Sinne führen. Betroffene müssen lernen, damit zu leben. Doch wie wirkt sich eine Hirnverletzung auf die einzelnen Sinne aus?
Die Sehkraft
Viele Betroffenen haben durch ihre Hirnverletzung ein beeinträchtigtes Sehvermögen. Manche verlieren einen grossen Teil ihres Sichtfeldes, wie z. B. Floriane W., die nur noch auf dem unteren Viertel des linken Auges sehen kann, oder Tobias C., der nur noch fünf Prozent seiner Sehschärfe hat. Andere leiden beispielsweise an einer Hemianopsie, einem einseitigen Gesichtsfeldausfall. Dabei handelt es sich um einen Verlust des Sehvermögens nach Schädigung des Okzipitallappens, der für das Sehen mit zuständig ist.
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Der Tastsinn
Wenn der für die Sensibilität zuständige Bereich des Gehirns beeinträchtigt wurde, kann dies zu verschiedenen Störungen des Tastsinns führen. Diese können sich in Form von abnormalen Empfindungen wie Kribbeln oder Brennen in den gelähmten Gliedmassen äussern. Eine weitere Folge kann eine Berührungsunempfindlichkeit sein: Betroffene spüren dann nicht mehr, wie sich Berührungen auf der Haut anfühlen oder ob Gegenstände kalt oder warm sind. Schliesslich erleben manche Betroffene auch einen Verlust des Gefühls in den Spitzen der Gliedmassen.
Das Gehör
Hirnverletzungen, die den Schläfenlappen betreffen, können zu einer Beeinträchtigung des Gehörs führen. Die Betroffenen leiden in diesem Fall unter einer auditiven Agnosie, das bedeutet, dass sie Schwierigkeiten haben, bestimmte Geräusche zu erkennen (beispielsweise eine miauende Katze oder das Geräusch eines Autos) und sie ihrem Ursprung zuzuordnen. Manche Menschen, wie z. B. Cindy E., können nach einer Hirnverletzung nicht mehr auf beiden Ohren gleichzeitig hören.
Der Geruchssinn
Manche Menschen entwickeln nach einer Hirnverletzung eine Störung des Geruchssinns, eine sogenannte Dysosmie. Diese Störung tritt in unterschiedlichen Formen und Ausprägungen auf. Häufig ist die Hyposmie, also eine Beeinträchtigung der Geruchsfunktionen (verminderter Geruchssinn). Betroffene mit einer Hyposmie neigen beispielsweise dazu, sich zu viel oder zu wenig zu waschen, da sie Gerüche, einschliesslich ihrer eigenen, weniger gut wahrnehmen können.
Der Geschmackssinn
Es mag erstaunlich klingen, doch eine Hirnverletzung kann den Geschmackssinn beeinflussen und sogar Vorlieben verändern. Nach seinem Schlaganfall lag Clément D. C. zwei Tage lang im Koma. Als er aufwachte, verspürte er den Wunsch, Eier und Karamell zu essen – zwei Lebensmittel, die er zuvor nicht gemocht hatte. Andere Menschen haben nach einer Hirnverletzung möglicherweise Schwierigkeiten, Geschmäcker zu empfinden. Studien zufolge ist ein Schlaganfall im Hirnstamm Auslöser für Veränderungen der Sinne und Geschmackswahrnehmung.