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«Ich bin weiser geworden»

Im Alter von 30 Jahren und nach einer zweiten Hirnverletzung beschloss Celine van Till, vom Spitzensport zurückzutreten. Sie litt unter den Folgen dieser erneuten Verletzung, die sie sich bei einem Sturz im Sprinttraining zugezogen hatte, und musste vier Monate lang pausieren.

Im Alter von 30 Jahren und nach einer zweiten Hirnverletzung beschloss Celine van Till, vom Spitzensport zurückzutreten. Sie litt unter den Folgen dieser erneuten Verletzung, die…

Bild Celine Van Till

Fotografin: Francesca Palazzi

Wir treffen Celine im Parc des Bastions in Genf. Die Dreissigjährige hat eine aussergewöhnliche Karriere hinter sich. Nachdem sie 2008 beim Reittraining vom Pferd gestürzt war und ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten hatte, nahm sie 2016 an den Paralympics in Rio teil, wo sie die Bronzemedaille gewann. «Ich war immer zuversichtlich, denn ich weiss, dass alles möglich ist», erklärt sie. 2018 wechselte sie zur Leichtathletik. Dieser Sport ist sehr intensiv, aber hier konnte sie trotz ihrer Behinderung und ihrer Koordinations- und Gleichgewichtsdefizite, die von ihrem Unfall herrühren, grosse Fortschritte erzielen. Doch dann stürzte sie bei einem Sprinttraining in Tunis auf den Kopf. «Wahrscheinlich war es die Spastik, kombiniert mit Druck und Müdigkeit. Wenn man mit 25 km/h rennt und stürzt, dann kann das fatal sein», erklärt sie. «In den nächsten Tagen spürte ich einige Warnzeichen, die mir sagten: ‹Pass auf, du hast dir den Kopf gestossen.› Mein rechter Fuss hat weniger gut reagiert.» Dennoch nahm sie drei Tage später am Wettkampf teil und schnitt gut ab. «Aber danach war ich vier Monate lang erschöpft», erinnert sich die Spitzensportlerin.

«Ich hätte weitermachen können, aber um welchen Preis?»

Seit 2008 kann Celine auf der linken Seite nicht mehr sehen, ihr rechtes Sehfeld ist eingeschränkt und sie sieht nur noch zweidimensional. Zudem hat sie Schwierigkeiten mit der Koordination und dem Gleichgewicht. Seit ihrem letzten Sturz leidet sie unter starken Kopfschmerzen und einem fast permanenten Schwindelgefühl, ähnlich wie ein Verwirrungszustand mit Sehstörungen. «Das Schwierigste in diesem Jahr waren die Symptome. Vier Monate Pause. Ich musste alles mit Mass tun, sogar noch mehr als zuvor.» Diese unsichtbaren Folgen zwangen sie, sich erneut zu hinterfragen: «Ich war auf dem Weg zu den Paralympics in Tokio und hatte mich für die Europameisterschaften qualifiziert. Aber mein Gesundheitszustand und die Schwierigkeiten im Zusammenhang mit meinem ersten Unfall halfen mir bei meiner Entscheidung, mit der Leichtathletik aufzuhören.»

Neue Aussichten

«Jetzt ist es nicht wie 2008 – ich weiss, dass alles möglich ist, und ich bin weiser geworden», so die junge Frau. Sie schliesst eine 15-jährige Karriere im Spitzensport ab. «Es war an der Zeit, mir Zeit für mich selbst zu nehmen und für die Menschen, die ich liebe: meinen engsten Freundeskreis, meine Familie.» Und dann lächelt sie beim Gedanken an kulinarische Genüsse wie etwa ein Fondue, die sie nun wieder geniessen kann. Seit Kurzem läuft Celine wieder hobbymässig: «Das Wichtigste ist, dass ich es langsam angehe und mich vor der nächsten Sporteinheit vollständig erhole, um mich nicht zu überfordern…»

Ihre Mission ist dieselbe geblieben: die Anliegen von Menschen mit Behinderung zu vertreten und Veränderungen herbeizuführen. Dafür setzt sie sich in vielen Bereichen ein, führt einen eigenen Blog bei Le Temps, nimmt an Konferenzen teil, begleitet Menschen und unterstützt Sportlerinnen und Sportler mit Behinderung in der Association Tout est Possible, schreibt und engagiert sich neuerdings auch in der Politik. Celine hat zudem als Koreferentin bei Weiterbildungen und Konferenzen oft mit FRAGILE Suisse zusammengearbeitet.

FRAGILE Suisse: eine zentrale Informationsquelle

«Ich würde mir wünschen, dass sich jeder Mensch mit einer Hirnverletzung und seine Angehörigen bei Bedarf bei FRAGILE Suisse informieren können», sagt Celine, die Mitglied von FRAGILE Genève ist und deren Mutter den Verein 2008 noch nicht kannte. Die Helpline von FRAGILE Suisse findet sie sehr wichtig, da sie von Fachpersonen betreut wird. Ihre Beratung hilft Probleme zu vermeiden, wenn Betroffene nach Hause zurückkehren.

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