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«Hirnfitness ist wie Muskeltraining – man muss dranbleiben»

Neurowissenschaftlerin Barbara Studer erklärt, warum regelmässiges Gehirntraining für alle wichtig ist und wie Menschen mit Hirnverletzungen davon profitieren können.

Neurowissenschaftlerin Barbara Studer erklärt, warum regelmässiges Gehirntraining für alle wichtig ist und wie Menschen mit Hirnverletzungen davon profitieren können.

Foto von Barbara Studer. Sie blickt mit einem selbstbewussten Lächeln in die Kamera. In der einen Hand hält sie das Modell eines Gehirns hoch, den anderen stützt sie an ihrer Hüfte.

Barbara Studer

Barbara Studer, wer keine Hirnverletzung hat, muss sein Hirn nicht fit halten. Oder doch?

Natürlich schon. Das Hirn braucht gute Fitness und Fürsorge wie auch der Körper. Die Muskeln bauen mit dem Alter ab, beim Hirn ist es ganz ähnlich. In gute Hirnfitness und mentale Balance zu investieren, ist extrem wichtig. Der Lebensstil ist ausschlaggebend dafür, wie das Hirn altert oder sich auf Verletzungen adaptieren kann.

Ab welchem Alter sollte man mit Hirntraining anfangen?

Eigentlich gibt es kein spezifisches Alter, man sollte es immer machen. Man kann gesunde Herausforderungen in den Alltag einbauen, zum Beispiel neue Sachen lernen, ein neues Instrument lernen oder nicht immer mit den gleichen Menschen zusammen sein. Allgemein ist Bewegung Hirnfitness pur. Besonders gut sind Sportarten, bei denen man koordinativ herausgefordert wird, wie Tischtennis oder Tanzen, sowie Ausdauersportarten wie Schwimmen und Joggen.

Welche Bereiche des Hirns lassen sich durch spezifisches Training besonders gut fördern?

Sehr viele, respektive alle Bereiche. Alle Hirnareale sind plastisch und veränderbar. Speziell wichtig ist sicher der Frontalkortex, weil dort im Alter ein Abbau stattfindet. Man sollte sich im Alltag Herausforderungen stellen, bei denen man schnell reagieren und Informationen verarbeiten muss.

Welche Übungen lassen sich leicht in den Alltag integrieren?

Alles, was mit körperlicher und geistiger Bewegung zu tun hat. Bewusst Treppen nehmen, schwere Taschen tragen, beim Einkaufen Gedächtnisstrategien anwenden, jeden Tag etwas Neues lernen. Auch regelmässiges Singen und Musizieren sind sehr stärkend fürs Hirn. Darüber wird viel zu wenig gesprochen. Menschen, die regelmässig singen und Musik machen, haben im Alter weniger kognitive Beeinträchtigungen.

Wie halten Sie Ihr eigenes Hirn fit und weshalb ist das Training so wichtig?

Für mich ist das nicht unbedingt Training, sondern schöne und gesunde Aktivitäten und Herausforderung im Alltag. Ich besuche einmal die Woche einen Tanzkurs mit meinem Mann, mache viel Musik, fahre öffentliche Verkehrsmittel und gehe gern joggen. Allgemein bin ich einfach sehr neugierig. Neugierde ist ein grosser Treiber fürs Lernen und die Hirnfitness.

Was können Sie Menschen mit Hirnverletzung mit auf den Weg geben?

Jeder noch so kleine Schritt zählt. Seien Sie sehr liebevoll aber auch streng mit sich. Man muss dranbleiben, auch wenn es schwierig ist. Das Hirn bleibt nach einer Verletzung genauso anpassungsfähig, wie es vorher war. Es braucht viel Zeit und wird vielleicht nicht wieder wie vorher, aber das Hirn kann sehr viel kompensieren. Hoffnungsvolle Gedanken sind wichtig, das wissen wir aus der Forschung: Nachvorneschauen und Gottvertrauen sind stärkend und förderlich für die Rehabilitation.

Wie wichtig ist die Regelmässigkeit des Trainings für Menschen mit Hirnverletzungen?

Am besten täglich, weil jeder Tag zählt. Man sollte es in den Alltag einbauen. Für den Aufbau von Fähigkeiten geht man davon aus, dass dreimal in der Woche die nötige Intensität hat, um Veränderungen herbeizuführen.

Wie sind Sie zur Hirnforschung gekommen?

Ich habe zuerst Neuropsychologie studiert und mich dann in die Neurowissenschaften vertieft, um noch besser zu verstehen, was man tun kann, um mental fit und gesund zu sein. Mein Vater hatte Depressionen, und mein Mann ist selbst hirnverletzt. Dies hat mich zusätzlich angetrieben, konkrete und ganzheitliche Lösungen zu erarbeiten, mit denen man Leute in ihrer mentalen Fitness und Gesundheit fördern kann.

Inwiefern hat die Hirnverletzung Ihres Mannes Ihre Arbeit als Hirnforscherin geprägt?

Die Erfahrung mit meinem Mann hat mir eine bedeutende Lücke in der Rehabilitation von Hirnverletzungen aufgezeigt. Während es zahlreiche Angebote in den Bereichen Physiotherapie und Ergotherapie gibt, existieren erstaunlich wenige spezifische Programme für die kognitive Leistungsfähigkeit und mentale Fitness. Diese Erkenntnis war für mich ein starker Antrieb, unser eigenes Programm zu entwickeln, das gezielt auf die Bedürfnisse von Menschen mit Hirnverletzungen zugeschnitten ist.


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Interview: Carole Bolliger

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