Freude an der Natur

Erfahrungsbericht von Heidi V., Betroffene

Erfahrungsbericht von Heidi V., Betroffene

"Mein Aussehen war dem Hund egal, er erkannte mich sofort und freute sich über das Wiedersehen."

Als Kind verunglückte ich schwer. Nach drei Monaten durfte ich zum ersten Mal übers Wo­chenende nach Hause. Die Autotür wurde geöffnet – und der Rehpinscher sprang mit ei­nem Satz ins Auto. Er begrüsste mich stürmisch, was mich extrem freute. Ich hatte mich wegen den erlittenen Verletzungen wohl verändert. Und zugenommen hatte ich auch. Doch mein Aussehen war dem Hund egal, er erkannte mich sofort und freute sich über das Wiedersehen. Hier erlebte ich dieses Tier positiv. Doch einige Jahre später wurde ich wegen dem «besten Freund des Menschen» traurig: Im Ausbildungsheim machte eine Schülerin, die einen Helferhund besass, die Lehre. Sie konnte nur den Kopf bewegen und steuerte so den Rollstuhl. Der Hund war an ihrem Rollstuhl befestigt und trottete neben ihr her. Warum brauchte die Schülerin den Hund? Ich beobachtete einmal, wie er ihr die Tür öffnete; die Kollegin war daneben und schaute zu. Ich regte mich auf. In einem Schul- oder Wohnheim braucht niemand einen Hund! Als ich erfuhr, dass die Schülerin nach der Lehre im Bürozentrum arbeiten würde, wandte ich mich an den Direktor. Trotz massiver Provokation wurde mir aber nicht gekündigt. Ich dachte spöttisch: «Am ersten Ausbildungs­ort wurde mir wegen meinen Orientierungsschwierigkeiten gekündigt. Hätte ich gewusst, dass es Helferhunde gibt, hätte ich mir einen Hund, der mir den Weg zeigt, beschaffen können.» Angst vor Hunden hatte ich nie. Wenn Sie, liebe Leserschaft, planen, einen Hel­ferhund anzuschaffen, dann überlegen Sie doch, ob Sie wirklich auf ihn angewiesen sind, oder ob es jemanden gibt, der ihn besser gebrauchen kann, denn es gibt Leute, die wirk­lich einen Hund benötigen. Oder leben Sie mit Menschen zusammen, die Angst vor Hun­den haben? Ich musste nach meinem Unfall nicht in ein Heim und durfte in meinem bishe­rigen Zuhause, einem Bauernhof, aufwachsen. Ich verbrachte viel Zeit in der Natur. Das bereitete mir Freude und ich dachte nicht daran, dass es auch für meinen Körper sehr gut war. Die Natur bedeutet mir noch heute viel. Ich spaziere oft im Wald über Stock und Stein. Doch das tue ich bewusst als Training. An der Natur erfreue ich mich aber auch.

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