FRAGILE Suisse wird 30 Jahre alt. Im Anlass unseres Jubiläums wollen wir jeden Monat eine Person ins Rampenlicht rücken, die einen wichtigen Beitrag zur Arbeit von FRAGILE Suisse leistet. Diesen Monat haben wir der Illustratorin Daniela Costa einige Fragen gestellt. Die Italienerin hat das neue Kinderbuch «Silberfunken – Plötzlich ist alles anders», das von FRAGILE Suisse initiiert wurde, gefühlvoll illustriert.
Frau Costa, was können Sie nur mit Humor ertragen?
Unangenehme Situationen, aus denen man nicht so schnell herauskommt.
Wenn Sie eine berühmte Person, tot oder lebendig, treffen dürften: Wer wäre es und warum?
Um bei der Ironie zu bleiben: Wenn ich das tun könnte, würde ich sehr hoch hinauswollen. Ich würde der kreativen Energie Vincent van Goghs begegnen wollen! Ich müsste ihm ein paar Fragen stellen: Wie er sein kreatives Terrain wählt und warum er ein qualvolles Leben führte, sich die Ohren abschnitt, eine Bleivergiftung bekam oder verrückt wurde. Und es würde mir wahrscheinlich zeigen, wie extremes Leiden den aussergewöhnlichsten Werken Leben einhauchen kann.
Wofür sind Sie dankbar?
Für das Leben, das so kompliziert und schön ist sowie für die Gabe des Talents, welche mir als ein sehr privilegierter Weg zu mir selbst erscheint.
Wie haben Sie FRAGILE Suisse kennengelernt?
Der aracari Verlag fragte mich für die Illustration des Kinderbuchs «Silberfunken» an, welches das Thema Hirnverletzung aus der Sicht eines kleinen Mädchens zeigt. Bevor ich schliesslich mit den ersten Entwürfen begann, rief mich die Autorin Juliana Campos an und erzählte mir von der Arbeit von FRAGILE Suisse zur Unterstützung der Betroffenen und ihrer Angehörigen.
Wenn man sich mit dem Thema Hirnverletzung auseinandersetzt, lernt man viele neue Dinge. Was ist Ihnen am meisten aufgefallen?
In gewisser Weise ist es wie eine Wiedergeburt, aber im Körper eines Erwachsenen und mit dem Bewusstsein, dass alles anders ist als zuvor. Man muss wieder lernen, was vorher als selbstverständlich galt und mit der Vorstellung leben, dass es die Sichtweise verändert. Manche Dinge mögen für immer anders, manchmal aber auch neu und überraschend, sein.
Was war Ihnen bei der Veranschaulichung dieses Themas besonders wichtig?
Wenn ich zeichne, versetze ich mich in die Situation der Person in der Geschichte. Bei diesem Thema habe ich deshalb versucht, auf die Stimme des Kindes zu hören und wie es zu denken. Die erste Sache, die ich fühlte, war die Wut. Danach kamen das Unbehagen und sogar die Verlegenheit, etwas zu verraten, das für ein Kind so schwer zu erklären und zu akzeptieren ist. Dann fühlte ich Liebe. Ich hatte das Gefühl, dass ich keine Angst zu haben brauchte.
Was war für Sie dabei besonders schwierig?
Man benötigt Feingefühl, um ein solches Thema anzugehen. Denn ich glaube, dass Betroffene ein tiefes Gefühl der Einsamkeit empfinden. Sie denken, dass niemand sie wirklich verstehen kann. Indem ich mich aber auf die Emotionen der Protagonisten einliess, konnte ich die ungeschönte Wahrheit sagen. Meiner Meinung nach haben Kinder das Recht auf ihre eigenen Gefühle. Wenn man ihnen mit Fürsorge und Hoffnung begegnet, kann man ihnen die Wahrheit auch zutrauen.
Gibt es etwas, was Sie FRAGILE Suisse mit auf den Weg geben möchten?
Ich möchte FRAGILE Suisse für die wertvolle Arbeit danken und dafür, dass ich die Möglichkeit habe, über meine Arbeit zu sprechen.
Ich glaube, dass die kompetente Begleitung und Unterstützung bei all den Schwierigkeiten und Schmerzen der Betroffenen eine grundlegende und wertvolle Hilfe ist. Man darf nie müde werden, über das Thema Hirnverletzung zu sprechen, damit sich niemand ungehört und allein fühlt. Ich hoffe, mit den Illustrationen für das Buch «Silberfunken – Plötzlich ist alles anders» meinen Beitrag dazu leisten zu können.
Interview: Timea Hunkeler