Familie und Partnerschaft

Unser Gehirn beeinflusst, wie wir auf die Umwelt reagieren. Daher kann eine Hirnverletzung das Verhalten der betroffenen Person verändern. Sowohl für sie als auch für ihr Umfeld ist eine solche Veränderung belastend und muss verstanden und verarbeitet werden. Wenn die Fähigkeiten der betroffenen Person eingeschränkt sind, kann es ihm oder ihr zudem schwerfallen, die bisherige Rolle als Ehepartner, Mutter oder Freund in gleicher Weise wie bisher fortzuführen. Vielleicht müssen Rollen neu verteilt, Lebenspläne geändert und Prioritäten anders gesetzt werden. FRAGILE Suisse ist es daher ein Anliegen, das Umfeld von Menschen mit Hirnverletzung zu unterstützen und zu stärken. Während sich zunächst alles um die betroffene Person dreht, stehen Angehörige oft alleine da. Doch auch sie müssen einen Weg finden, das Ereignis und den Einfluss auf ihr Leben zu verarbeiten.

Kinder und Jugendliche als Angehörige

Erfährt der Vater oder die Mutter eine Hirnverletzung, sind die Kinder oft mit der Situation überfordert. Dies gilt auch für Jugendliche. Es fällt ihnen schwer zu akzeptieren, dass sich das Verhalten und die Fähigkeiten der betroffenen Person verändert haben, und sie meinen, eine Verantwortung tragen zu müssen, die sie überfordert. Die einen reagieren mit Wut, die anderen fühlen sich zurückgewiesen oder gar mitschuldig. Deshalb ist es wichtig, mit den Kindern zu sprechen und sie altersgerecht über die Hirnverletzung zu informieren. Die Kinder sollen über ihre Sorgen sprechen können. Der betroffene Elternteil benötigt allenfalls Unterstützung, um die Rolle als Vater oder Mutter zu behalten.

Kinder und Jugendliche finden auf unserer Webseite fragile-family.ch Informationen, die altersgerecht aufbereitet sind. Es wird erklärt, was eine Hirnverletzung ist und wie Kinder und Jugendliche damit umgehen können, wenn ihre Mutter oder ihr Vater davon betroffen ist. Zur Webseite: www.fragile-family.ch

Partnerschaft und Sexualität nach der Hirnverletzung

Nach dem Ereignis liegt Vieles in der Verantwortung der Angehörigen. Sie müssen Entscheidungen treffen, den Alltag organisieren und den Partner oder die Partnerin stützen. Es ist eine grosse Herausforderung, in dieser Situation als Paar das richtige Gleichgewicht zu finden. Auch die Sexualität verändert sich oft durch eine Hirnverletzung. Es ist für Angehörige wichtig zu verstehen, dass sowohl sexuelle Unlust als auch ein gesteigerter Sexualtrieb normale Reaktionen nach einer Hirnverletzung sein können. Angehörige sollen jedoch auch ihre eigenen Wünsche und Grenzen mitteilen und sich wenn nötig Hilfe holen.

Sich verlieben trotz Hirnverletzung

Wer Single ist, oder wessen Beziehung durch die Hirnverletzung zerbrach, erlebt eine neue Situation: Die Suche nach einer Partnerschaft gestaltet sich anders mit einer Behinderung als ohne. Für viele Menschen mit Hirnverletzung ist diese veränderte Ausgangslage verunsichernd. Sie müssen womöglich Lebensziele und Wünsche neu festlegen. Vielleicht kommen Dating-Angebote infrage, die sich speziell an Menschen mit einer Behinderung richten. Unsere Berater/-innen unterstützen Sie in diesem Prozess.

Pflegende Angehörige leisten Grosses

Oft übernimmt der Partner oder die Partnerin einen grossen Teil der Pflege. Nur dadurch ist es in manchen Fällen überhaupt möglich, dass schwer pflegebedürfte Personen zu Hause leben können. Für Angehörige ist das zuweilen eine grosse zeitliche und emotionale Belastung. Während man früher als Team durchs Leben ging, bleiben jetzt Haushalt, Kinder und Erwerbsarbeit hauptsächlich an einer einzigen Person hängen. Der Druck entlädt sich manchmal auch in Aggressionen. FRAGILE Suisse rät allen Angehörigen, sich rechtzeitig Hilfe zu suchen, wenn sie merken, dass ihre Kräfte schwinden. Wir stehen Angehörigen mit Beratung zur Seite. Andere Organisationen bieten zudem Angebote zur Entlastung (Adressen finden Sie in der Linkliste unten auf der Seite).

Raus aus der Einsamkeit

Eine Hirnverletzung kann Betroffene und Angehörige isolieren: So vieles hat sich verändert, das Umfeld reagiert verunsichert bis verständnislos. Verkriechen Sie sich nicht. Sprechen Sie mit Bekannten über Ihre Erlebnisse und knüpfen Sie neue Kontakte. Es gibt zahlreiche Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Ein Austausch mit Gleichgesinnten ist möglich in einer unserer Selbsthilfegruppen oder bei einem gemeinsamen Ausflug.