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«Fragile Suisse hat mir den Mut gegeben, mich weiter für meinen Bruder einzusetzen»

Der Bruder von Annekäthi B. hat mit 61 Jahren einen Schlaganfall erlitten. Als nächste Angehörige begleitete sie ihn eng nach dem Ereignis. Dabei stiess sie immer wieder an ihre Grenzen. In dieser schwierigen Zeit hat eine Beratung bei FRAGILE Suisse ihr Mut und eine Richtung gegeben. Sie ist sehr dankbar für diese Hilfe und sie und ihr Mann sind seitdem treue Spendende für FRAGILE Suisse. Im folgenden Bericht erzählt sie von ihren Erfahrungen.

Der Bruder von Annekäthi B. hat mit 61 Jahren einen Schlaganfall erlitten. Als nächste Angehörige begleitete sie ihn eng nach dem Ereignis. Dabei stiess sie immer wieder an ihre…

Portraitfoto einer Frau, die lächelnd in die Kamera blickt. Sie trägt eine rote Jacke, darunter einen grauen Rollkragenpullover.

«Mein Bruder hatte mit 61 Jahren plötzlich einen Schlaganfall mit halbseitiger Lähmung. Er wurde ins Inselspital eingeliefert und dann in die Reha verlegt. Nach ein paar Wochen haben die Ärzte mir erklärt, dass mein Bruder kein Rehapotential mehr habe und verlegt werden müsse. Innerhalb von 1-2 Wochen musste ich für ihn ein Pflegeheim suchen. Obschon er langsam Fortschritte machte, hatte das medizinische System ihn sozusagen aufgegeben.

Ich war verzweifelt und fühlte mich unglaublich alleingelassen. Mein Bruder konnte nicht mithelfen und mitdenken, ich musste alles für ihn organisieren und entscheiden.

Nicht aufgeben und auch für sich Sorge leisten

Obwohl ich selber Pflegefachfrau bin, war ich in dieser Situation komplett überwältigt. In diesem Moment habe ich mich aber daran erinnert, dass es eine Organisation für Menschen mit Hirnverletzung gibt. Also habe ich mit Fragile Suisse einen Beratungstermin in Bern abgemacht. Dort wurde mir angeraten, eine neue Abklärung für meinen Bruder einzufordern. Das habe ich gemacht und hatte mit der grossen Unterstützung der Fachpersonen im Pflegeheim tatsächlich Erfolg: mein Bruder wurde für vier Wochen an eine stationäre Reha überwiesen.

«Ich bin heute die Treppe hochgelaufen – und wieder runter». Als er mir das am Telefon mitteilte, hätte ich weinen können. Er machte doch noch Fortschritte! Ich war so erleichtert.

Die Beratung hat mir sehr gut getan. Fragile Suisse hat mir den Mut gegeben, mich weiter für meinen Bruder einzusetzen.

Die Fragile-Beraterin hatte mir auch ans Herz gelegt, nach mir selbst zu schauen – nicht nur nach meinem Bruder. Mein Mann hatte mich dazu vorher schon angehalten. Aber erst, als dieser Rat von aussen kam, konnte ich ihn wirklich annehmen.

Neue Stärken finden

Inzwischen haben wir gelernt, mit der neuen Situation umzugehen. Mein Bruder ist nun 65 und lebt in einem Pflegeheim. Er konnte eine gewisse Selbstständigkeit wiedererlangen und hat gelernt, mit seinen Einschränkungen zu leben.

Für mich brauchte es Zeit zu lernen und zu unterscheiden, was meine Bedürfnisse und was seine Bedürfnisse sind. Nur, weil ich ihm etwas abverlangen will, heisst das nicht, dass er es auch wollen muss. Ich musste lernen, meinem Bruder diesen Spielraum zu geben. Es ist okay, wenn er nicht will.

Der Schlaganfall hat meinen Bruder verändert. Früher war er ein Weltenbummler und ständig unterwegs. Im Pflegeheim hat er angefangen, lustige Artikel für die Hauszeitung zu schreiben. Das hat er früher nie gemacht. Er denkt sich tolle Geschichten aus und die Leser:innen haben immer Freude an seinen Beiträgen.

Wir schauen manchmal einfach zu viel auf die Schwächen der Betroffenen. Aber es entstehen ja auch neue Möglichkeiten. Deswegen mein Ratschlag an alle Angehörigen:

Fokussiert euch nicht auf das, was der Betroffene nicht mehr kann. Stattdessen erkennt seine neuen Stärken und lernt, diese zu schätzen».

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